phänomen bokeh

In meiner bisherigen “Laufbahn” in Sachen Internet, Fotografie und als Autohalter habe ich Eines immer wieder feststellen müssen:

Nichts hinterlässt so hartnäckige Rückstände wie alter Vogeldreck und falsche Aussagen!

In der Fotografie ist das zum Beispiel beim Thema Bokeh der Fall!
Zunächst mal: Ich möchte keinen weiteren Artikel ins Internet stellen, welcher den Vergleich “schönes Bokeh”  – “schlechtes Bokeh” behandelt. Das haben andere schon getan und die entsprechenden Links habe ich am Ende des Artikels angefügt. Die Herrschaften haben sich dem Thema teilweise sehr ausgiebig gewidmet und auch alles richtig beschrieben.

Sie konnten aber nicht wissen, wie beharrlich manche Menschen diesen Begriff in missverständlicher Weise einsetzen 🙄

Daher würde ich gerne dazu beitragen, dass dieser Begriff vielleicht ein wenig seltener im falschen Augenblick eingesetzt wird. Ich möchte also vor allen Dingen versuchen zu zeigen, was Bokeh nicht ist!
Dabei beginne ich mit der einfachen Aussage:

Bokeh ist NICHT einfach nur der Bildhintergrund ❗

In der Hoffnung, dass dieser Satz beim interessierten Leser eine Art “Reset” in dieser Thematik erzeugt, können wir jetzt mit der weiteren Erläuterung beginnen….

Erste Annäherung:

Um uns über einem Beispiel aus dem Alltag zu nähern, gehen wir mal in den Bereich Tapeten und sagen, dass Bokeh dem Druck-Muster auf der Tapete entspricht. (Vorsicht! Wer jetzt aufhört zu lesen, ist völlig auf dem falschen Pfad!)

Annahme 1:

Stellen wir uns also ein paar Tapeten mit Schnörkeln und Linien vor.
Nun wird vermutlich jeder mit mir übereinstimmen, dass man zu der Gesamtheit der Schnörkel und Linien, “Muster”  sagt.

Annahme 2:

Nun stellen wir uns zwei weitere Tapeten vor: Die eine Tapete ist einfarbig und die andere fängt oben mit einem Farbton an, welcher nach unten hin einfach seine Helligkeit ändert.

Zwischenergebnis:

Würde hier jemand auf die Idee kommen zu sagen: “Die haben aber ein schönes Muster” ? Ich denke – Nein !
Bei Bildbesprechungen, meist im Internet, passiert aber genau das sehr häufig!

Weiter geht’s:

Übertragen wir das genannte Beispiel jetzt mal in unsere Bilder. Dann entspricht der Bildhintergrund der Tapete und das Bokeh ist das Muster auf der Tapete.
Jetzt kommt die nächste Falle, denn nun denken die Nächsten “Aha 💡 Bokeh ist also der Hintergrund und wenn mir dieser gefällt, dann ist das ein schönes Bokeh” ??

FALSCH !

Um bei meinem Beispiel zu bleiben: Bokeh entspräche bei gemusterten Tapeten, wie sauber der Druck des Musters gearbeitet ist!
Hat das Muster Farbfehler, sind die Kurven schön rund, oder haben sie “Treppchen”, oder verlaufen die Ränder des Musters unschön in der Tapete? Es ist also vielmehr eine Bewertung der technischen Abbildungsqualität, auf welche der Fotograf nur begrenzten Einfluß hat.

Beim Begriff Bokeh geht es also NICHT darum, ob mir das Tapeten- muster an sich gefällt, oder ob das Tapetenmuster durch den Fotografen schön in den Bildausschnitt gelegt wurde.
Es geht vielmehr darum, wie angenehm das Objektiv den Hintergrund unscharf zeichnet.
Beurteilen kann man dies aber nur, wenn man auch ein Muster erkennen kann!

Fazit:

Eine einfarbige Tapete hat kein bewertbares Muster und ein Bild mit einfarbigem Hintergrund kein bewertbares Bokeh 🙂

Um das Bokeh eines Bildes bewerten zu können benötigt man Strukturen im unscharfen Bildhintergrund. Kontraste oder Spitzlichter sind dabei hilfreiche Gesellen.
Diese dürfen nicht bis zur völligen Unkenntlichkeit weichgespült, aber auch nicht zu scharf abgebildet sein, da sonst ebenfalls keine Bewertung möglich ist.

Zugegeben, die Grenze zwischen “nicht bewertbar” und “bewertbar” ist irgendwo fließend. Ich hoffe aber, dass ich mit meinem Ansatz zur Erklä- rung wenigstens dazu beitragen kann, dass ein glattgebügelter Hinter- grund keine Beurteilung von Bokeh zulässt.

Und jetzt noch die versprochenen Links zu empfehlenswerten Seiten über dieses Thema:

Zum Abschluss noch eine persönliche Meinung zu dem Thema:

In manchen Diskussionen wird das Thema “Bokeh” als technikverliebte Diskussion unter fotografischen Freaks angesehen.
Das ist meines Erachtens eine Frage der Betrachtungsweise.
Man sollte sich einfach die Flächenanteile, “scharf” im Verhältnis zu “unscharf”, der Bilder anschauen, welche man mit einem bestimmten Objektiv bevorzugt machen möchte.
Stellt man dabei fest, dass die unscharfen Bereiche deutlich größer sind, als die scharfen, dann sollte man sich schon überlegen, ob man ein Objektiv eher nach der ultimativen Schärfe, oder dem möglichst angenehmen Bokeh auswählt 😉

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